Katastrophe droht: Zwangsräumung der Gartenanlage

Archäologie-Teams fallen in Gartenstadt ein: historischer Fund aus Römerzeit

Als der Waltroper Kleingärtner Heinz Schmitz beim Umgraben den alten Römertopf findet, weiß er nicht, was er damit auslöst. Seit diesem Tag Mitte März ist klar, dass mehrere andere Kleingärten in der Gartenstadt Waltrop zu archäologischen Zwecken beschlagnahmt werden. Schuld daran hat das archäologische Institut der Universität Aachen, das mehrere Ausgrabungen im Umkreis von Herrn Schmitz‘ Garten vornehmen wird. Die Folgen für die betroffenen Gartenpächter sind unabsehbar.

 

„Als ich vor drei Wochen mit den ersten Frühlingsarbeiten begann, stieß ich mit meinem Spaten auf ein altes, braunes Tongefäß“, erläutert der immer noch geschockte Kleingärtner. Herr Schmitz brachte daraufhin das ominöse Fundstück ins archäologische Museum nach Münster – ein Fehler, wie sich erst Tage später herausstellen sollte. 

Chaos droht: Ausgrabungen beeinträchtigen Kleingärten
Chaos droht: Ausgrabungen beeinträchtigen Kleingärten

Kleingärtnern droht Zwangsräumung

Der Münsteraner Museumsdirektor Hans Witzmann war aufgrund des Waltroper Funds nämlich nicht nur begeistert, sondern geradezu euphorisiert. Das Alter des Tongefäßes – ein Kübel mit Mörser zum Zerkleinern von Nahrungsmitteln – schätzte Witzmann auf ca. 2.500 Jahre. Ab kommender Woche wird es nun zu umfangreichen Ausgrabungen in sechs weiteren Gärten kommen. Die Gartenstadt Waltrop hat die betroffenen Kleingärtner persönlich und in einem Schreiben darüber informiert.

 

 

Römerschatz unter Gartenlaube: Ausgrabungen beginnen

Besonders hart wird es den Garten von Hanna Lachmann treffen. Unter der Erde soll sich laut Boden-Messungen des Landesamts eine Art Amphitheater befinden. Die Bagger und Ausgrabungsteams werden in der ersten Aprilwoche anrücken und auch das Gartenhaus abreißen. „Zunächst hieß es, dass mir zumindest die Toilette nicht weggerissen wird, aber auch die wird mir genommen“, erzählt die junge Dame unter Tränen. In dieser schweren Zeit seien ihr Mann und die drei kleinen Kinder ein großer Halt, allerdings „ist mir nun völlig unklar, wo wir die schönen Frühlingstage verbringen sollen, wenn unser Garten bald aussieht wie ein Braunkohleabbau-Gebiet.“

Garten lustig Waltrop
Verzweifelter Kleingärtner: Bagger fallen über Garten her

Schon begonnen: Dreck, Lärm und Gestank

Einen ersten Eindruck der massiven Beeinträchtigungen sind bereits im Garten nebenan zu spüren. Um Hobby-Archäologen zuvorzukommen, hat das Landesamt hier bereits erste Probe-Ausgrabungen vorgenommen. Im Garten von Stephan Grins (Foto) sieht es bereits jetzt so chaotisch aus wie sonst bei ihm zuhause. Erdhaufen, gefällte Bäume, liegengelassene Werkzeuge und telefonierende Baggerfahrer prägen das Bild des Gartens. Bisher wurde jedoch außer Bierdosen aus den 80er Jahren und wertlosen Pfennigmünzen nichts gefunden, was annähernd aus Rom stammt. „Ich habe mich auf den Frühling gefreut und bin jetzt nur noch umgeben von Lärm und Dreck. Da kann ich auch zuhause bleiben“, meint Grins verbittert.

Gartenstädter halten zusammen: Asyl für Pechvögel

Hilfe für die Gärtner kommt bereits aus der Gartenstadt selbst. Unter der Überschrift „Römer Asyl“ bieten noch nicht betroffene Kleingärtner ihren Nachbarn Hilfe an und überlassen ihnen eigene kleine Grundstücke zum umgraben, bepflanzen und ernten. Kleingärtner rücken somit zusammen und auch das Feiern wird – trotz allem – sicher nicht zu kurz kommen.

 

Keine Hilfen in Sicht, deshalb: Hoffen auf schnelles Ende

Darüber hinaus sind der Gartenstadt die Hände gebunden. „Die sogenannten „beweglichen Bodendenkmäler von wissenschaftlicher Bedeutung“ werden mit der Entdeckung Eigentum des Landes NRW“, klärt Vorsitzender Guntram Hahn auf. Eine Aussicht auf Schmerzensgeld könne außerdem niemand geben.  Es bleibt also nur zu hoffen, dass die Ausgrabungen schnell enden und nicht noch mehr Gärten und Anlagen betroffen werden. 


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