Mischkultur -  Gärtnern ohne Herbi- Fungi und Insektizide

Paradigmawechsel in Gärten und Landwirtschaft?

 Ein Beitrag zum Fachreferat in der Gartenstadt am 9. April 2019

Pflanzen in Mischkultur sind vitaler, weniger anfällig für Schädlinge und zudem ertragreicher. Der „alte Hut“ naturnah gärtnernder Mitmenschen wurde kürzlich von einem europäischen Forscherteam in einer zehnjährige Studie nachgewiesen. Aufgrund ihrer Vielfalt besetzen Pflanzenarten in Gemeinschaften sämtliche vorhandenen Nischen in einem Ökosystem. So nützen sie Bodennährstoffe, Licht und Wasser viel besser aus als Monokulturen - was schließlich zu höheren Erträgen führt", so die Forscher.

Ein weiterer entscheidender Vorteil: Auf Pflanzen in Mischkulturen lastet ein geringerer Schädlingsdruck als auf Pflanzen in Monokulturen denn in einer vielfältigen Pflanzenwelt finden Schädlinge ihre spezielle Futterpflanze nicht so leicht finden. Somit wirken die verschiedenen Pflanzenarten füreinander wie Schutzschilder. Der gegenseitige Schutz in der Gruppe erlaubt es den einzelnen Pflanzen, die vorhandenen Ressourcen für das Wachstum und die Produktion von Nachkommen anstatt in die Schädlingsabwehr zu investieren.

Mischkulturen -   Fachreferat, Achim Haselhorst

Anhand von praxiserprobten und anschaulichen Beispielen wird dargestellt, wie sich verschiedene Pflanzen gegenseitig im Wachstum und im Kampf gegen Schädlinge und Krankheiten unterstützen.

Termin: 9. April 2019, 18.30 Uhr

Ort: Gartenstadt Waltrop, Friedhofstraße 22, 

Gemeinschaftsraum des Vereinshauses

Paradigmawechsel in Gärten und Landwirtschaft?

"Die Forschungsresultate zeigen, dass Diversität es ermöglicht, die Funktionalität der Ökosysteme über die Zeit und in verschiedenen Umgebungen auf einem hohen Niveau zu stabilisieren", fasst der Ökologe Bernhard Schmid zusammen. Er ist überzeugt, dass die in 'Nature' veröffentlichten Resultate zusammen mit Erkenntnissen aus früheren Forschungsarbeiten langfristig zu einem Paradigmenwechsel in der Agrarwirtschaft führen können.“ Alles spricht dafür, dass ein solcher Paradigmawechsel auch in Haus- und Kleingärten stattfinden sollte.

 

Denn Landwirtschaft ist eine Geschichte der Mischkulturen. Auch vor hundert Jahren wurden bestimmte Getreide bereits monokulturell angebaut, doch waren die dafür angelegten Felder nie allzu groß und die Distanzen von einer Kultur zur nächsten stets relativ klein. Vor allem aber war damals die genetische Vielfalt innerhalb eines monokulturell bestellten Feldes noch sehr hoch. Mit zunehmender Industrialisierung der Landwirtschaft wurden die monokulturell bestellten Flächen jedoch immer größer. In vielen Landwirtschaftsgebieten begannen sich Bauern auf nur noch eine einzige Pflanzensorte zu spezialisieren, wie zum Beispiel in den riesigen Gebieten des US-Landwirtschaftsgürtels, wo nur Mais oder nur Sojabohnen angebaut werden.

 

Diese fortschreitende Reduzierung der Diversität innerhalb einer Pflanzenart führt zu erheblich höheren Risiken der Verbreitung von Infektionskrankheiten. Die Mehrheit der Bauern, die infektionsanfällige Monokulturen anbauen, reagieren auf den Pilzbefall ihrer Kulturen entweder mit neuen Fungiziden oder mit dem Anbau neuer resistenterer Varietäten, die durch Hybridisierung oder mittels Gentechnik gezüchtet wurden. Wollen wir das wirklich?